Herzlichen Dank an das B3Blog. Dort erschien dieser stürmische Beitrag ursprünglich, im Jahr 2024 durfte er inhaltlich unverändert hierhin umziehen. Das ursprüngliche Veröffentlichungsdatum wurde beibehalten.
Wie und warum presst man Stürme zwischen Buchdeckel? Homers „Odyssee“ ist nicht der einzige stürmische Klassiker.
Wind und Sturm im Buch
Autor*innen neigen zur Übertreibung, fürchte ich. Das wäre jedenfalls auch eine zu einfache Erklärung für die Überschrift zu diesem interessanten Beitrag von Peter Urban-Halle vom Februar 2021 im Deutschlandfunk: Wasserhosen, Windsbräute und Wirbelstürme. Stürme in der Literatur. Das Gegenteil der stürmischen Winde in der Literatur ist uns vermutlich geläufiger und wird deshalb als passender empfunden: Ein sanft säuselnder, lauer Wind eignet sich wunderbar als Untermalung für romantische Augenblicke. Klar wird nach kurzem Nachdenken aber: Zu einer entscheidenden Wendung im dramatischen Geschehen literarischer Werke taugt nur ein handfester Sturm. Literatur und wilde Stürme, das ist eine durchaus vielversprechende Kombination, die mir bisher gar nicht bewusst war.
Stürmische Klassiker
Interessant ist, welche bekannten Autoren Urban-Halle zu diesem stürmischen Thema zusammenträgt: Der Klassiker Shakespeare fehlt natürlich ebenso wenig wie die noch ältere „Odyssee“, selbstverständlich an Bord ist „Moby Dick“ von Herman Melville, dazu gesellt er Georg Heym, Lafcadio Hearn, Christian Buder und Wilhelm Raabe.
Das Wesen der Windsbraut
Bleibt neben dem Lesegenuss die Erkenntnis, dass in dieser Zusammenstellung keine einzige Autorin dabei ist. Was schließen wir daraus?
Frauen dürfen als Windsbräute herhalten, als Wetterdämonen der germanischen Mythologie. Im allgemeinen Sinn wurde die Windsbraut* später zu einer weiblichen Person, die sich wild und ungestüm benahm.
Als Statuen und Monumente sind Windsbräute erstaunlich beliebt, obwohl ich sie mir eher als Galionsfiguren an Schiffen vorstellen könnte. Skulpturen mit dem Namen Windsbraut finden sich in Flensburg, Wilhelmshaven, Hamburg, Frankfurt, Berlin; das Foto zeigt die Windsbraut von Gerhard Olbrich in Bremerhaven. Hannes Grobe, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons.
Weckt die literarische Windsbraut
Starke Frau also. Aber das Starksein geht sicher auch auf andere Weise. Bitte, liebe Autorinnen, nennt mir euer literarisches Sturmwerk. Ich bin sicher, literarische Stürme gibt es auch aus vielen anderen Federn und aus der Perspektive von Frauen.
Hier geht es weiter mit Windsbräuten und literarischen Stürmen: https://www.diebootsoma.de/post/windsbr%C3%A4ute-im-buch